Selbstfürsorge für (soziale) Fachkräfte

Selbstfürsorge: Aktivismus und Duftkerzen

Konzepte und Philosophien der Selbstfürsorge gibt es schon seit Jahrhunderten und der Begriff hat schon einige Wandlungen durchgemacht. So sprach Sokrates bereits von der „Selbstsorge“, als Fundament für die politische und gesellschaftliche Teilhabe und auch Foucault nahm sich seiner an. 

In den 1960er und 70er Jahren reagierten schwarze Communitys in den USA damit auf Benachteiligungen. Es ging um vorbeugende Maßnahmen für Menschen, die sie sich um ihre Gesundheit selbst kümmern mussten, denn das System tat es nicht. Selfcare sollte außerdem Aktivist*innen in die Lage versetzen, ihre Ziele mit Energie und Ausdauer zu verfolgen. 

Bedeutungswandel des Selbstfürsorge-Begriffs

Doch ab den 1980er-Jahren verlor Selfcare seine politische Dimension und wurde zu einem Schlagwort der Wellness-Industrie und einer Möglichkeit, viel Geld zu verdienen. Ziel waren die Portemonnaies der Mittel- und Oberschicht. 

Heute profitieren aber nicht nur Unternehmen, die Badeschaum, Duftkerzen und Gesichtsmasken verkaufen von dieser Umdeutung, denn die individuelle Selbstoptimierung im beruflichen Kontext verlagert die Auswirkungen von kritischen Arbeitsstrukturen auf die einzelnen Arbeitnehmenden. Und das ist überhaupt nicht in Ordnung. (Hier ist ein ergänzender und spannender Artikel zu diesem Thema.)

Selbstfürsorge sollte Selbstverständlichkeit sein

Denn das Stillen von Grundbedürfnissen wie ausreichende Ruhepausen, Ernährung und Bewegung sollte eine Selbstverständigkeit für nachhaltiges Wohlbefinden sein, wird aber oft als absolute „Gönnung“ wahrgenommen und Selbstfürsorge als „nice to have“ angesehen. Etwas, dass wir in unseren vollen Tagesplan quetschen, dem wir keine Priorität einräumen, sondern bei Zeitknappheit sparen.

Ich grenze mich davon ab, dass Selbstfürsorge, gerade im beruflichen Kontext, dafür da ist, dass wir mehr und mehr leisten können, wir uns selbst optimieren und die beste Version unserer Selbst werden (ähnlich ist es auch mit der Achtsamkeit).

Selbstfürsorge muss nicht verdient werden, sie muss nur gelebt werden. Das ist meine Überzeugung und Teil meiner Selbstfürsorge-Rebellion.

Du möchtest mehr von mir und meinem beruflichen Hintergrund erfahren? Dann schaue hier vorbei.